Zurück in der guten alten bajuwarischen Heimat erholen wir uns gerade von den Strapazen des diesjährigen Melt!-Festivals. Was uns so geschlaucht hat? Lest selbst in unserem dreiteiligen Erlebnisbericht – der erste seit der dritten Klasse!
Absolut familientauglich hingegen Goldfrapp. Sängerin Alison strahlt wie eine Mensch gewordene Discokugel – noch heller als der kollektive Gesichtsglitter der ersten Reihen vor der Bühne. Mit ihrem harmlosen Elektroschlager bleibt sie entgegen den Gepflogenheiten des Schunkel-Biz merkwürdig distanziert zur Fanschar. Es darf gemunkelt werden: Hatte Madame am frühen Morgen möglicherweise bereits einen Auftritt im ZDF-Fernsehgarten und ist davon noch etwas schlapp?
Jegliches Gespür für ein angenehmes Maß menschlicher Distanz (etwa 20 bis 30 Zentimeter) lässt hingegen Damian Abraham missen. Die Front-Maschine der Toronto-Hardcore-Combo Fucked Up verweist auf die Sinnlosigkeit einer Bühne und wandert während des gesamten Gigs quer durch die Audienz – von links nach rechts, von vorne nach hinten. Niemand im Intro-Zelt entrinnt den Annäherungsversuchen des behaarten Riesen und stellt nach einer kurzen Schrecksekunde erleichtert fest: Der will doch nur spielen! Tatsächlich wirkt Abraham bei näherer Betrachtung grundsympathisch, was zu spontanen Umarmungsszenen und gemeinsamem Posieren für Erinnerungsfotos führt. Wahrlich eine große Show.
Die beherrscht auch Fake Blood, der sich als Remixer einen Namen gemacht hat. Besonders zu empfehlen: Die peitschende Neuversion von Gossips Love Long Distance, die der Brite ausgerechnet für das Melt! nicht ins Plattenköfferchen gesteckt hat. Oder ihm fehlte schlichtweg die Zeit, die Scheibe auszupacken: Fake Bloods Set fiel eine gute halbe Stunde kürzer aus, als im Programm angegeben – was die tanzende Meute offensichtlich stark bedauerte. Dennoch: Es war ein gelungenes Melt!, ausverkauft und sonnenverwöhnt, friedlich und unterhaltsam. Nur unseren Pavillon haben wir schmerzlich vermisst.
(Foto: Melt! / Phillip Bockhorn)